Seminar „Medien-Konvergenz: Chance oder Schock?” in Zürich

Am 19. Mai lädt der Schweizerische Nationalfonds und der Schweizer Klub für Wissenschaftsjournalismus zum Seminar „Der multimediale Journalist – Medien-Konvergenz: Chance oder Schock?“. Ich darf zusammen mit Peter Wippermann (Uni Essen), Holger Dambeck (Spiegel online), Jodok Kobelt (Journalismus-Trainer) und den Verantwortlichen der Tagesschau (SF Schweizer Fernsehen) referieren. Dass die Tagung die Themenbereiche redaktionelle Konvergenz und Wissenschaftsjournalismus zusammenbringt, finde ich sehr spannend und wichtig. Studierende der Hochschule Darmstadt arbeiten zurzeit in Abschlussarbeiten an diesem Thema. Ich bin gespannt auf die Erfahrungen der Schweizer Kollegen.

Beitrag „Newsroom Integration” als „iFirst Article” erschienen

Unser Beitrag „Newsroom integration in Austria, Spain and Germany. Models of media convergence“ ist in der Fachzeitschrift „Journalism Practice“ als so genannter „iFirst Article“ erschienen (Abstract). Gedruckt erscheint der Aufsatz erst im Heft 3 (Sommer 2009). Der Beitrag ist das Ergebnis eines transnationalen Forschungsprojekts, das ich zusammen mit Forschern aus Österreich und Spanien seit zwei Jahren durchführe.

Wir haben versucht, die vielfältigen und komplexen Auswirkungen der Medienkonvergenz auf journalistische Redaktionen in einer Matrix zu systematisieren. Redaktionelle Konvergenzprozesse haben demnach vier essentielle Dimensionen: den Projektrahmen im Unternehmen, das Newsroom Management, die journalistische Praxis sowie Arbeitsorganisation/Personalentwicklung. Diese Matrix kann dazu beitragen, Konvergenzprozesse nicht nur umfassend wissenschaftlich zu analysieren, sondern auch in der journalistischen Praxis zu planen, umzusetzen und zu reflektieren.

Wir haben drei idealtypische Modelle entworfen: „full integration“, „cross-media“ and „co-ordination of isolated platforms“. Im Gegenstaz zu manch anderen Forschungs- und Beratungsprojekten gehen wir nicht davon aus, dass die Konvergenzentwicklung überall zwingend auf eine „integrierte Redaktion“ hinauslaufen wird. Jede Redaktion muss ein eigenes, für sie passendes Modell finden. Allerdings sollten immer Konvergenzstrategien mit bedacht und dabei alle Ebenen/Dimensionen berücksichtigt werden.

Tagung: Innovative Journalismusforschung

Mehr als 50 Wissenschaftler treffen sich vom 5. bis zum 7. Februar zur Tagung „Methoden der Journalismusforschung“ in Berlin. Nach den Keynotes von Wolfgang Donsbach (Dresden) und Armin Scholl (Münster) werde ich das Panel „Ansätze und Designs“ eröffnen – mit dem Vortrag „Angewandte Journalismusforschung als Aktionsforschung“. Ich vermute, dass mein methodisch innovativer Ansatz heftig umstritten sein wird (der Review-Prozess hat das schon signalisiert). Die Mainstream-Sozialforschung, die zurzeit auch für die Kommunikationswissenschaft bestimmend ist, dürfte mit dem Ansatz der Aktionsforschung Probleme haben: Denn die Aktionsforschung lehnt das Postulat ab, die soziale Realität dürfe durch den Forschungsprozess nicht verändert werden, sondern sucht bewusst Anschluss- und Kooperationsmöglichkeiten mit dem Ziel, die Forschungstätigkeit in die Alltagspraxis der „Beforschten“ einzubinden, um diese in einem gemeinsamen Lernprozess zu verändern. Journalismusforschung kann so in einem dialogischen und zyklischen Prozess die Kluft zwischen Wissenschaft und journalistischer Praxis versuchen zu überwinden.

Bei meinen Forschungs- und Beratungsprojekten mit APA (Wien), br-online (München) und sda (Bern) habe ich einzelne Bausteine der Aktionsforschung getestet. Die Erfahrungen daraus möchte ich in Berlin präsentieren. Entwicklungsmöglichkeiten der Aktionsforschung sehe ich zum Beispiel in anwendungsorientierten Abschlussarbeiten der Journalistik (auf Masterniveau; z.B. auch Weiterbildungsmaster), in denen Studierende Innovationskonzepte in Kooperation mit Redaktionen entwerfen, diese im sozialen Feld exemplarisch umsetzen und evaluieren. Die Aktionsforschung ist für die Redaktions- bzw. Organisationsforschung im Sinne einer Organisationsberatung besonders geeignet. Sie muss aber nicht darauf beschränkt bleiben. Denkbar sind zum Beispiel auch das forschungsbegleitete Entwickeln, Implementieren und Evaluieren neuer journalistischer Formen (Darstellungsformen und Erzählweisen), Formate (z.B. crossmediale oder partizipative Formate) und Konzepte (z.B. Experimente mit „Public Journalism“ auch in Deutschland).

Ich bin gespannt auf die Debatte. Die Beiträge der Tagung sollen in einem Sammelband veröffentlicht werden, der wohl noch 2009 erscheinen wird.

„Zeitung macht Zukunft” – Tagung der Bundeszentrale für politische Bildung

Irgendwie mögen die Organisatoren von Tagungen zum Lokaljournalismus die Kombination aus den Wörtern „Zeitung“ und „Zukunft“. Nach unzähligen Veranstaltungen zu den Themen „Zukunft der Zeitung“ oder „Zeitung der Zukunft“ in den vergangenen Jahren wird es in der nächsten Woche eine Tagung zum Thema „Zeitung macht Zukunft: Print x Online = Qualität²“ geben. Das 17. Forum Lokaljournalismus der Bundeszentrale für Politische Bildung vom 21. bis zum 23. Januar in Schwerin wird sogar von der Bundeskanzlerin eröffnet. Ihre Rede zum Superwahljahr 2009 werde ich mir nicht gönnen können, dafür bin ich am Freitag auf dem Podium zum Thema „Newsdesk – Garant für Qualitätsjournalismus?“ zusammen mit den Chefredakteuren Michael Fleischhacker (Die Presse, Wien), Kathrin Lenzer (ehemals Westfälische Rundschau), Michael Lang (APA, Wien), Thomas Schunck (Zeitungsverlag Schwerin), Catherine Duttweiler (Bieler Tagblatt) und Andreas Tyrock (General-Anzeiger, Bonn). Ich würde ganz spontan ja sagen, dass der Newsdesk nicht automatisch ein „Garant für Qualitätsjournalismus“ ist, es kommt auf das redaktionelle Konzept an. Aber mit dem richtigen Konzept tut man sich mit Newsdesk heutzutage sicherlich leichter als ohne (die bekannten Stichwörter sind ressort- und medienübergreifendes Planen und Arbeiten).

Vielleicht ist ja ein Hinweis angebracht auf die Aussage von Russ Stanton, Editor der Los Angeles Times, dass die Online-Werbeeinnahmen seines Unternehmens inzwischen so hoch sind, dass man damit die redaktionellen Personalkosten für Print und Online decken kann (so der Bericht des Journalismus-Professors Jeff Jarvis im Guardian). Immerhin arbeiten für die L.A.Times noch 660 Journalisten (früher waren es mal 1200) – also weit mehr als bei den deutschen Qualitätszeitungen. Vielleicht sollte man die Tagung umbenennen in „Online macht Zukunft“? – Doch halt: Wir sind ja nicht in den USA. Hierzulande heißt es im Einladungstext zur Tagung: „Trotz aller Konkurrenz im Internet: Die Zeitung bleibt die Kernmarke, das Leitmedium für seriöse und gewissenhafte Berichterstattung.“ Den Kongress soll man mit Live-Videostreams verfolgen können.

Transnationales Forschungsprojekt „Konvergenz im Newsroom”

Die Medienkonvergenz hat vielfältige und komplexe Auswirkungen auf den Journalismus. Unser Forschungsprojekt „Newsroom Convergence“ macht sich seit anderthalb Jahren daran, die Komplexität zu analysieren und mit Hilfe von Modellen und Deskriptoren zu systematisieren. Nach einer Präsentation der Ergebnisse auf einer wissenschaftlichen Fachtagung im Mai haben wir nun am Transfer der wissenschaftlichen Analysen in die journalistische Praxis gearbeitet – und wollten gleichzeitig neue Fragen aus der Praxis ins Projekt aufnehmen. An einem Workshop in Wien am vergangenen Freitag nahmen Journalistinnen und Journalisten aus den Chefredaktionen führender österreichischer Tageszeitungen und deren Online-Angebote teil – sowie Romanus Otte von der Welt/Morgenpost-Gruppe in Berlin. Unser Forschungsteam besteht aus Andy Kaltenbrunner und Daniela Kraus vom Medienhaus Wien, das die Federführung hat, sowie José A. García Avilés und Miguel Carvajal Prieto von der Universität Miguel Hernández in Elche, Spanien.

Mein Kollege José A. García Avilés hat in seinem Blog „El Nautilus“, den er beim spanischen TV-Sender Telecinco führt, eine Zusammenfassung des Workshops gepostet. Eine Kurzfassung unserer ersten Forschungsergebnisse findet sich im Online-Angebot des Medienhauses Wien. Ein ausführlicher Beitrag wurde von der Fachzeitschrift „Journalism Practice“ zur Publikation akzeptiert (Erscheinungstermin ist Sommer 2009).

In der nächsten Woche werde ich zum Themenkreis „Newsroom Convergence“ einen Vortrag auf der ECREA-Tagung in Barcelona halten. Das Panel heißt „Media Convergence in Europe“. Natürlich kann ich die Ergebnisse unseres transnationalen Projekts dabei sehr gut nutzen.

The changing relationship between journalists and their audiences. My presentation at the conference IAPA in Madrid

Some participants of the seminar „In search of new readers. Audiences’ tastes have changed. New technologies for new audiences. Social networks and blogs.” wished to download my presentation, I gave today in Madrid. Here it is: The changing relationship between journalists and their audiences: Drifting together or drifting apart? As a consequence I appeal for more authenticity through transparency („open the windows and the drawbridge of the fortress newsroom”). 

Update: Some other presentations are now also available for download.

Artikel zu Newsrooms und Wissenschaftsjournalismus

Drei Beiträge sind vor kurzem gedruckt erschienen: ein erweitertes Vortragsmanuskript „Multimediale Newsrooms in Europa” im Fachdienst epd medien, ein Interview zum Studiengang Wissenschaftsjournalismuszusammen mit Annette Leßmöllmann im Forschungsmagazin „impulse 2008“ der Volkswagen Stiftung (S. 78-87) und ein Beitrag im neuen Buch „WissensWelten – Wissenschaftsjournalismus in Theorie und Praxis”, das die Bertelsmann Stiftung unter Federführung von Holger Hettwer, Markus Lehmkuhl, Holger Wormer und Franco Zotta herausgegeben hat (Infos zum Buch bei der Initiative Wissenschaftsjournalismus).

Paper zu „Newsroom Convergence“: Platz 6 von 75

Vorankündigung: Bei der Jahrestagung der DGPuK in Lugano (30.4.-2.5.08) dürfen wir die Ergebnisse unseres internationalen Forschungsprojekts „Newsroom Convergence” präsentieren. Bei 75 eingereichten Abstracts kamen wir im Review-Verfahren auf Platz 6. Ich leite das österreichisch-spanisch-deutsche Projekt zusammen mit Dr. Andy Kaltenbrunner und Dr. Daniela Kraus vom Medienhaus Wien und Prof. Dr. José A. García Avilés, Leiter des Journalistik-Studiengangs der Miguel-Hernandez-Universidad Elche (Alicante). Wir werden dankenswerter Weise gefördert aus dem Forschungspool der österreichischen Presseförderung. Wir analysieren und vergleichen sechs Redaktionen in den drei Ländern im Hinblick auf Crossmedialität/Konvergenz.

Studie: Crossmediale Redaktionen in Deutschland

Wie meistern Redaktionen in Deutschland die Herausforderungen der Konvergenz? Wie haben sie Redaktion und Workflows strukturiert? Vor welchen Herausforderungen stehen sie? Das multimediale Web-Dossier „Crossmediale Redaktionen in Deutschland” gibt detaillierte Einblicke in fünf Redaktionen: Die Welt, Handelsblatt, HNA, Stadt-Anzeiger, Südkurier. Studierende des Studiengangs Online-Journalismus haben in meiner Projekt-Lehrveranstaltung von April bis Juni das Dossier vor Ort recherchiert und für die IFRA-Website produziert. Aus dem Material ist auch der IFRA Research Report 07.2007 zu diesem Thema erschienen (wer das pdf dieses Reports wünscht, schreibt mir bitte eine Mail).