Was ist Journalismus und wo liegen seine Grenzen? Diese Frage hat an Relevanz zugenommen, weil sich jede Art von Journalismusförderung auf Kriterien einigen muss. Und vor allem weil Journalismus sichtbar und unterscheidbar sein muss, damit die Menschen wissen, woran sie sich orientieren können und wem sie in der fragmentierten Öffentlichkeit mit der Vielzahl an Interessen vertrauen können. Journalismus nimmt in der liberalen Demokratie eine Sonderrolle ein: Er gehört zur Infrastruktur der Demokratie. Auch deshalb diskutieren wir über seine Definition.
Die Grenzziehung ist in der digitalen Öffentlichkeit schwierig geworden – aufgrund von Entgrenzungen im Journalismus selbst, vor allem aber weil viele verschiedene Akteure daran arbeiten, die Grenze zu verwischen, um mit Desinformation und Pseudojournalismus ihre politischen und wirtschaftlichen Interessen durchzusetzen.
In diesem Aufsatz für das österreichische „Journal für Rechtspolitik“ definiere ich Journalismus anhand der Standards, also der Maßstäbe für Qualität, und der Strukturen, die kontinuierliche, unabhängige und qualitätsgesicherte Berichterstattung ermöglichen, aber nicht zwingend an die herkömmlichen Organisationsformen der „legacy media“ alleine gebunden sind.
Als Konsequenz wird alten und neuen Akteuren des Journalismus empfohlen, nicht nur die Standards zu sichern, sondern auch öffentlich transparent über ihre Strukturen zur Sicherung von Qualität und Unabhängigkeit zu reden und diese nachzuweisen, um die Sichtbarkeit des Journalismus und das Vertrauen in ihn zu stärken.
Der Verlag der Zeitschrift hat mir erlaubt, den Aufsatz hier zur Verfügung zu stellen. Er ist die überarbeitete und erweiterte Fassung eines Vortrags auf der Konferenz des Rechtsdienst Journalismus im Presseclub Concordia in Wien am 7. November 2024.
Bibliographische Angaben: Was ist Journalismus? Standards und Strukturen als Abgrenzungskriterien. In: Journal für Rechtspolitik 9. Jg. 2025, H.1, S. 9–16 (https://doi.org/10.33196/jrp202501000901).
