Amerikanisch-deutsche Debatte um den deutschen Journalismus

Der geschätzte New Yorker Journalistik-Professor Jay Rosen hat in der FAZ einen „Brief an deutsche Journalisten“ veröffentlicht. Das Medien-Portal meedia.de bat mich um eine kritische Prüfung seiner Analyse. Ich finde, dass sein Text durchaus inspirierend ist, aber an entscheidenden Stellen zum Teil banal, zum Teil schwammig – und vor allem missverständlich. Diese Stellen habe ich aufgegriffen und aus Sicht der Journalismusforschung versucht zu erhellen und zu vertiefen.

Journalismus als Hüter der Demokratie

Wie wichtig Journalismus für die Demokratie ist, ist uns gerade in jüngster Zeit wieder mehr bewusst geworden – nicht nur in den USA oder in Ländern mit rechtspopulistischen Regierungen in Europa, sondern auch in Deutschland. Bei der Verabschiedung der Absolventinnen und Absolventen am Eichstätter Studiengang Journalistik habe ich in einer Rede darauf verwiesen, dass sich Journalismus immer als Hüter der Demokratie und der grundlegenden Werte Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität begreifen muss. „Democracy dies in darkness“ schreibt die Washington Post seit gut einem Jahr als Motto auf ihre Titelseite. Licht in die gesellschaftlichen Verhältnisse zu bringen, hinter die oftmals einseitigen Narrationen und Stereotypen der Politik zu blicken, das ist die Kernaufgabe des Journalismus und daran muss sich journalistische Qualität messen lassen. Journalismus ist das immerwährende Projekt der Aufklärung und lebenswichtig für das Funktionieren einer erfolgreichen Demokratie.

Die Rede ist als Video auf YouTube dokumentiert und wurde in leicht veränderter Fassung als Gastbeitrag von den Nürnberger Nachrichten veröffentlicht: „Von Hütern der Demokratie und ihren Gegenspielern. Warum Journalismus so wichtig für unsere Gesellschaft ist und bleiben wird: Ein Gastbeitrag des Eichstätter Professors Klaus Meier“. In: Nürnberger Nachrichten vom 24. Juli 2018, S. 15. Eine gekürzte Fassung des Gastbeitrags findet sich auf nordbayern.de.

Internationales Netzwerk innovamedia.net gegründet

Bildschirmfoto 2018-06-14 um 15.16.15Zusammen mit Prof. José A. García-Avilés (Elche/Spanien) und Dr. Andy Kaltenbrunner (Medienhaus Wien) durfte ich heute das internationale Netzwerk innovamedia.net ins Leben rufen: Das Netzwerk bringt Wissenschaftler und Journalisten zusammen, die sich mit Innovationen in Journalismus und Medien beschäftigen. Das Netzwerk wird unterstützt von einem „Advisory Team“, dem zum Beispiel angehören: Miriam Hernanz, Leiterin des RTVE Lab des spanischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks, Romanus Otte, Leiter des Axel Springer Global Network, Jens Radü, Leiter des Ressorts Multimedia, Der Spiegel, and Nevena Rsumović, Projektmanagerin am Center for Investigative Journalism in Serbien. Zurzeit sind 27 Mitglieder aus acht Ländern über innovamedia.net vernetzt.

Ziel des Netzwerks ist der Austausch von Ideen, die Kooperation in Projekten und die Veranstaltung von internationalen Konferenzen und Meetings. Das erste Event wird der Media Innovation Day am 19. Oktober 2018 in Wien sein. Wer in diesem Themengebiet arbeitet und Mitglied werden möchte, kann sich auf der Website eintragen. Fragen dazu gerne an mich per Mail.

Constructive Journalism: article on the reaction of the audience published

ConstructiveThe international scientific journal „Journalism Practice“ has published my article „How Does the Audience Respond to Constructive Journalism?“ with a couple of other articles in a special issue on constructive forms in journalism. You can find my original article here; if you are interested, but do not have access, please send me a note.

Taking a holistic definition of constructive journalism as a basis, two experiments examined the audience responses to German-language news and features presented to readers and radio listeners in both constructive and non-constructive versions. The results are multifaceted. On the micro-level, constructive forms can counteract a negative view of the world because the audience recognises a solution-orientation and underlying spirit of hope. The increased willingness to share constructive stories indicates, on the macro-level, that constructive reporting can raise the perception of possible solutions and role models and hence encourage engagement and emulation. But the hopeful prospects should not be used to simply garnish a difficult problem at any price and maintaining a distance from positive examples is advisable—otherwise, the constructive story runs the risk of being perceived as a commercial or political influence.

Interview zu „Offenheit und Dialog“ mit den Nürnberger Nachrichten

Michael Husarek, einer der beiden Chefredakteure der Nürnberger Nachrichten, führte ein Interview mit mir zum Thema Transparenz im Journalismus und Dialog mit dem Publikum. Interessant sind die Regeln der Nürnberger Nachrichten zu diesem Thema, die unten auf dieser Seite gelistet sind.

Vortrag zu „Audience Engagement“ auf der Konferenz „Future of Journalism“ in Cardiff

Die Konferenz „Future of Journalism“ an der Cardiff University hat sich alle zwei Jahre als der internationale Treffpunkt der Journalismusforscher bewährt. In diesem Jahr steht die Tagung vom 14. bis zum 15. September unter dem Titel „Journalism in a post-truth age?“. Zusammen mit Daniela Kraus und Edith Michaeler (fjum Wien) werde ich zum Thema „Audience Engagement in a Post-Truth Age. What it means and how to learn the activities connected with it“ vortragen. Unser Beitrag wurde aus über 300 Einreichungen ausgewählt. Wir verstehen „Audience Engagement“ ganzheitlich: hier eine Kurzform unseres Abstracts.

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Studie veröffentlicht: Bewertung und Wirkung neuer politischer Video-Nachrichten-Formate

Bildschirmfoto 2017-07-20 um 08.40.40Die Vermittlung politischer Inhalte in Videoformaten wird für den Journalismus in der crossmedialen und digitalen Medienwelt zunehmend wichtiger – vor allem bei der Zielgruppe der jungen Erwachsenen. Wir haben untersucht, wie neue Formate von „Bento“ oder „heute+“ im Vergleich zur klassischen Tagesschau von Nutzern bewertet werden und wie sie wirken: 18- bis 29-Jährige schätzen „heute+“ und „Bento“ deutlich unterhaltsamer ein, was zwar auf Kosten der Informativität und Glaubwürdigkeit geht, aber das Verständnis der dargestellten Inhalte verbessert. Der Beitrag ist in der Zeitschrift “Communicatio Socialis” veröffentlicht und digital nur zugänglich, wenn man die Zeitschrift abonniert hat, was in vielen Bibliotheken über die Nomos-eLibrary organisiert ist.

Überblicksartikel zu „Transparenz“ erschienen

Bildschirmfoto 2017-07-11 um 10.10.19Transparenz hat als Qualitätskriterium des Journalismus durch die Digitalisierung extrem an Quantität und Qualität zugelegt. Sie war früher ein Stiefkind des Journalismus – und wird heute nicht selten als wesentlicher Baustein eines guten Journalismus gesehen, auch wenn sie komplex und widersprüchlich zu beurteilen ist. Auf Basis früherer Analysen und Forschungsprojekte dazu habe ich für die Zeitschrift „Communicatio Socialis“ einen aktuellen Überblicksartikel in der Serie „Grundbegriffe der Kommunikations- und Medienethik“ geschrieben. Der Beitrag ist digital nur zugänglich, wenn man die Zeitschrift abonniert hat, was in vielen Bibliotheken über die Nomos-eLibrary organisiert ist.

Buch Journalismusforschung in zweiter Auflage erschienen

Journalismusforschung_2Das Buch „Journalismusforschung. Stand und Perspektiven“, das ich zusammen mit Christoph Neuberger herausgegeben habe, ist nun in zweiter Auflage erschienen. Die Texte wurden nicht nur aktualisiert, sondern auch stark erweitert. Aus den 245 Seiten der ersten Auflage sind nun 430 Seiten geworden. Die Autorinnen und Autoren haben ihre Beiträge zum Teil neu schreiben oder zumindest ergänzen müssen, zum Teil haben wir neue Texte zu aktuellen Trends aufgenommen. Der Journalismus- und Medienwandel fordert die Wissenschaft heraus. „Auch die Journalismusforschung muss – wie andere Felder der Kommunikationswissenschaft – ihre Beobachtungs- und Deutungsinstrumente justieren“, schreiben wir in der Einleitung.

Der Verlag stellt das Inhaltsverzeichnis und ein paar Seiten aus der Einleitung zur Ansicht zur Verfügung. Hier die Beschreibung im Nomos-Buch-Shop und hier der Link für alle, die Zugang zur Nomos-e-library haben.

Buchbeitrag erschienen: Journalismus zum Spielen: Newsgames als neues digitales Genre

Newsgames sind ein junges Genre des digitalen Journalismus und als solches wenig untersucht. Dieser Buchbeitrag analysiert das neue Genre anhand von Fallbeispielen aus verschiedenen Ländern, verortet und problematisiert es theoretisch und stellt eine explorative Nutzerstudie vor. Nutzer wurden beim Spielen beobachtet und davor und danach befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass das neue Genre eine große Bandbreite an Möglichkeiten hat, die nicht einheitlich zu beurteilen sind. Ethische Bedenken, ob ernsthafte Themen gespielt werden sollten, stehen neben dem Vorteil, gerade bei schweren und wenig nachvollziehbaren Themen Empathie zu erzeugen und das Publikum für politische Themen zu interessieren.

 Klaus Meier (2017): Journalismus zum Spielen: Newsgames als neues digitales Genre. Theoretische Verortung und explorative Nutzungsstudie. In: Gabriele Hooffacker/Cornelia Wolf (Hg.): Technische Innovationen – Medieninnovationen? Herausforderungen für Kommunikatoren, Konzepte und Nutzerforschung. Wiesbaden: Springer VS, S. 47-61.