Seminar „Medien-Konvergenz: Chance oder Schock?” in Zürich

Am 19. Mai lädt der Schweizerische Nationalfonds und der Schweizer Klub für Wissenschaftsjournalismus zum Seminar „Der multimediale Journalist – Medien-Konvergenz: Chance oder Schock?“. Ich darf zusammen mit Peter Wippermann (Uni Essen), Holger Dambeck (Spiegel online), Jodok Kobelt (Journalismus-Trainer) und den Verantwortlichen der Tagesschau (SF Schweizer Fernsehen) referieren. Dass die Tagung die Themenbereiche redaktionelle Konvergenz und Wissenschaftsjournalismus zusammenbringt, finde ich sehr spannend und wichtig. Studierende der Hochschule Darmstadt arbeiten zurzeit in Abschlussarbeiten an diesem Thema. Ich bin gespannt auf die Erfahrungen der Schweizer Kollegen.

Süddeutscher Journalistentag: Diskussion über „Neue Sündenfälle und die journalistische Ethik im Internet“

Auf dem Süddeutschen Journalistentag des DJV am 16. Mai in München werde ich zusammen mit Jochen Wegner (FOCUS online), Christian Jakubetz (imfeldmedia) und Thomas Mrazek über „Neue Sündenfälle und die journalistische Ethik im Internet“ diskutieren. In den anderen Foren geht es u.a. um die Zeitungskrise (mit Michael Haller, Hans Werner Kilz und Siegfried Weischenberg) und um Videos auf allen Kanälen. 

Ruf an die Universität Dortmund

Eigentlich ist es nicht üblich und sinnvoll, sich öffentlich zu einem Ruf auf eine Professur zu äußern, bevor die Bleibeverhandlungen an der alten Wirkungsstätte und die Berufungsverhandlungen an der eventuellen neuen begonnen haben. Mein Ruf an das Institut für Journalistik der Technischen Universität Dortmund ist indes schon so öffentlich geworden, dass ich mit der Tradition der Nicht-Äußerung brechen muss. Da parallel mit mir der bekannte Fernsehjournalist Michael Steinbrecher berufen wird, hat die Universität beide Rufe in einer ausführlichen Pressemitteilung bekannt gegeben und das Institut auf der Homepage darauf hingewiesen. Nicht nur regionale Medien in NRW, auch überregionale Medien wie Spiegel online haben darüber berichtet. Und schließlich hat Ulrich Pätzold, der Vorgänger auf dieser Professur und einer der Gründungsväter der Journalistik in Deutschland, hier auf meiner Website schon gratuliert. Aufgrund der Veröffentlichungen habe ich schon viele Glückwunsch-Mails und -Telefonate erhalten.

Ich freue mich sehr, dass mich das renommierte und größte deutsche Journalistik-Institut in Dortmund als W3-Professor für crossmediale Entwicklung des Journalismus berufen hat. Dieser Lehrstuhl bietet unglaubliche Chancen, in Forschung und Lehre den Medien- und Journalismuswandel zu begleiten. Gleichwohl stehen jetzt erst die Verhandlungen an – und dabei möchte ich das Beste für die Studierenden und das Institut erreichen. Diejenigen, die mich näher kennen, wissen, wieviel Herzblut ich in die Studiengänge Online-Journalismus und Wissenschaftsjournalismus der Hochschule Darmstadt gesteckt habe. Ein Abschied aus Darmstadt/Dieburg würde mir nicht leicht fallen – zumal ich davon überzeugt bin, dort hervorrragende Studienkonzepte, engagierte Studierende und den besten Kreis aus Kolleginnen und Kollegen zu haben, den ich mir zurzeit vorstellen kann. Es sind spannende Zeiten.

Nachtrag (Juli 2009): Ich habe den Ruf inzwischen angenommen, werde ab September an der TU Dortmund sein. An der Hochschule Darmstadt ist der Weg frei für eine Wiederbesetzung – zunächst kurzfristig als Vertretungsprofessur. Das reguläre Berufungsverfahren wird dann wohl im Wintersemester starten (vgl. Abschied von der Hochschule Darmstadt).

Vortrag bei den „Jornadas de Periodismo” an der Universidad Elche, Spanien

Unter dem Titel „Reinventar los medios locales“ („Lokale Medien neu erfinden“) laden die Kolleginnen und Kollegen der Universidad in Elche (bei Alicante) zu den vierten „Jornadas Internacionales de Periodismo“ (Internationale Journalismus-Tagung) am 29. und 30. April ein. Großes Thema wird der Strukturwandel der Medien sein, der den spanischen Journalismus vielleicht noch härter getroffen hat als den deutschen. „Die Grundfeste der alten Kommunikationsindustrie wanken“, heißt es in der Einladung. ”Die Medienwelt befindet sich in einer radikalen Krise, die sie in ihrer Geschichte noch nicht durchlitten hat.“ Es geht um die Zukunft der gedruckten Tageszeitung, den Wert des lokalen Journalismus und den professionellen/beruflichen Status des Journalisten – sowie um neue Projekte im Internet (periodismo hiperlocal). Ich darf im Panel „La experiencia europea“ mit dabei sein und werde über die „Reinvention of ”transparent journalism“ in the digital age“ sprechen. Mehr Infos zur Tagung finden sich im Blog meines Kollegen Miguel Carvajal

Nachtrag (4.5.09): Tagungsfazit: Eine spannende Konferenz mit viel Input aus der spanischen Medienszene. Es ist dort vieles im Umbruch; die Krise ist an allen Ecken und Enden spürbar. In den vergangenen Monaten haben Schätzungen zufolge zwischen 3.000 und 5.000 Journalisten ihren Arbeitsplatz verloren (die Arbeitslosigkeit liegt in Spanien insgesamt bei über 17 Prozent). Gleichzeitig gibt es einige Initiativen, den Journalismus im Internet zu erneuern (z.B. die jüngst gestartete, innovative Website lainformacion.com). Studierende der Universidad Miguel Hernández (UMH) haben die Referenten um kurze Videostatement gebeten (hier mein Statement). Regionale Medienblogger berichteten auch über unser Panel. Das Konzept des „transparent journalism“ ist in Spanien offenbar noch kaum bekannt (wie ja auch in Deutschland).

Beitrag „Newsroom Integration” als „iFirst Article” erschienen

Unser Beitrag „Newsroom integration in Austria, Spain and Germany. Models of media convergence“ ist in der Fachzeitschrift „Journalism Practice“ als so genannter „iFirst Article“ erschienen (Abstract). Gedruckt erscheint der Aufsatz erst im Heft 3 (Sommer 2009). Der Beitrag ist das Ergebnis eines transnationalen Forschungsprojekts, das ich zusammen mit Forschern aus Österreich und Spanien seit zwei Jahren durchführe.

Wir haben versucht, die vielfältigen und komplexen Auswirkungen der Medienkonvergenz auf journalistische Redaktionen in einer Matrix zu systematisieren. Redaktionelle Konvergenzprozesse haben demnach vier essentielle Dimensionen: den Projektrahmen im Unternehmen, das Newsroom Management, die journalistische Praxis sowie Arbeitsorganisation/Personalentwicklung. Diese Matrix kann dazu beitragen, Konvergenzprozesse nicht nur umfassend wissenschaftlich zu analysieren, sondern auch in der journalistischen Praxis zu planen, umzusetzen und zu reflektieren.

Wir haben drei idealtypische Modelle entworfen: „full integration“, „cross-media“ and „co-ordination of isolated platforms“. Im Gegenstaz zu manch anderen Forschungs- und Beratungsprojekten gehen wir nicht davon aus, dass die Konvergenzentwicklung überall zwingend auf eine „integrierte Redaktion“ hinauslaufen wird. Jede Redaktion muss ein eigenes, für sie passendes Modell finden. Allerdings sollten immer Konvergenzstrategien mit bedacht und dabei alle Ebenen/Dimensionen berücksichtigt werden.

„Raubzug im Internet”: Interview für „Panorama”

Kurze Interview-Sequenzen wurden in einem Beitrag der ARD-Sendung „Panorama“ am 26. März gesendet (Transkript als pdf). Basis war ein ca. einstündiges Interview, das ein „Panorama“-Team mit mir in der Dieburger Bibliothek aufgenommen hatte. Es ging um das Problem, dass immer mehr Redaktionen Fotos aus dem Internet klauen und in ihren Publikationen drucken: häufig die Bild-Zeitung, aber auch andere – wie im Fall Winnenden z.B. Focus und Stern. Die Perfidie: Oft sind Opfer zu sehen, die ungefragt abgebildet werden. Oder falsche Fotos von angeblichen „Tätern“. Das sind massive Verstöße gegen die journalistische Ethik. Stefan Niggemeier hat in seinem Blog den „Panorama“-Beitrag treffend kommentiert und ergänzt.

Zwei Videos: „Stärken und Schwächen der Newsdesk-Konzepte” und „Boombereich Online-Journalismus”

In einem sechsminütigen Video-Interview für die Bundeszentrale für politische Bildung habe ich bei der Tagung „Zeitung macht Zukunft” über die Vor- und Nachteile der Newsdesk-Konzepte gesprochen. Das Video wurde jetzt im Tagungsblog veröffentlicht. Und noch ein Videoschnipsel mit Wortbeiträgen von mir kann ich empfehlen: den Zusammenschnitt der Podiumsdiskussion „Online-Journalismus: Der neue Boombereich des Journalismus?” auf dem Deutschen Fachjournalistenkongress.

Tagung: Innovative Journalismusforschung

Mehr als 50 Wissenschaftler treffen sich vom 5. bis zum 7. Februar zur Tagung „Methoden der Journalismusforschung“ in Berlin. Nach den Keynotes von Wolfgang Donsbach (Dresden) und Armin Scholl (Münster) werde ich das Panel „Ansätze und Designs“ eröffnen – mit dem Vortrag „Angewandte Journalismusforschung als Aktionsforschung“. Ich vermute, dass mein methodisch innovativer Ansatz heftig umstritten sein wird (der Review-Prozess hat das schon signalisiert). Die Mainstream-Sozialforschung, die zurzeit auch für die Kommunikationswissenschaft bestimmend ist, dürfte mit dem Ansatz der Aktionsforschung Probleme haben: Denn die Aktionsforschung lehnt das Postulat ab, die soziale Realität dürfe durch den Forschungsprozess nicht verändert werden, sondern sucht bewusst Anschluss- und Kooperationsmöglichkeiten mit dem Ziel, die Forschungstätigkeit in die Alltagspraxis der „Beforschten“ einzubinden, um diese in einem gemeinsamen Lernprozess zu verändern. Journalismusforschung kann so in einem dialogischen und zyklischen Prozess die Kluft zwischen Wissenschaft und journalistischer Praxis versuchen zu überwinden.

Bei meinen Forschungs- und Beratungsprojekten mit APA (Wien), br-online (München) und sda (Bern) habe ich einzelne Bausteine der Aktionsforschung getestet. Die Erfahrungen daraus möchte ich in Berlin präsentieren. Entwicklungsmöglichkeiten der Aktionsforschung sehe ich zum Beispiel in anwendungsorientierten Abschlussarbeiten der Journalistik (auf Masterniveau; z.B. auch Weiterbildungsmaster), in denen Studierende Innovationskonzepte in Kooperation mit Redaktionen entwerfen, diese im sozialen Feld exemplarisch umsetzen und evaluieren. Die Aktionsforschung ist für die Redaktions- bzw. Organisationsforschung im Sinne einer Organisationsberatung besonders geeignet. Sie muss aber nicht darauf beschränkt bleiben. Denkbar sind zum Beispiel auch das forschungsbegleitete Entwickeln, Implementieren und Evaluieren neuer journalistischer Formen (Darstellungsformen und Erzählweisen), Formate (z.B. crossmediale oder partizipative Formate) und Konzepte (z.B. Experimente mit „Public Journalism“ auch in Deutschland).

Ich bin gespannt auf die Debatte. Die Beiträge der Tagung sollen in einem Sammelband veröffentlicht werden, der wohl noch 2009 erscheinen wird.