Impuls zu „KI im Newsroom“: Künstliche Intelligenz in Redaktionen nutzen

In unserem Impuls für die Friedrich-Ebert-Stiftung geben Jonas Schützeneder, Michael Graßl und ich einen knappen, aber umfassenden Überblick zum Thema KI im Journalismus: Wir zeigen die Anwendungsbereiche in allen Stationen des journalistischen Workflows auf und haben Handlungsempfehlungen u.a. für redaktionelle Leitlinien zusammengefasst. Kostenlos unter: Grenzen überwinden, Chancen gestalten. KI im journalistischen Newsroom – Bestandsaufnahme, Perspektiven und Empfehlungen für Journalismus und Politik.

Internationale Studie: Was treibt, was behindert Innovation im Journalismus?

Woher kommt Innovation in den Journalismus, wie wird sie umgesetzt, und welche Faktoren treiben oder behindern ihre Entwicklung? – Unser zweiter länderübergreifender Aufsatz aus unseren großen Forschungsprojekt „JoIn-DemoS“ (Journalism Innovations in Democratic Societies) ist erschienen. Hier fokussieren wir auf das Wechselspiel zwischen Journalist:innen, Medienorganisationen und der Gesellschaft. Wir haben 100 Fallstudien mit 137 leitfadengestützten Interviews mit Führungskräften oder Projektleiter:innen in 5 Ländern durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass der Schwerpunkt der unterstützenden und hemmenden Faktoren intern und auf der Mesoebene liegt und dass viele Parallelen zwischen den Mediensystemen bestehen. Interne Faktoren sind die intrinsische Motivation des Einzelnen, die durch ein aufgeschlossenes Management unterstützt werden muss, das eine Kultur des Experimentierens ohne wirtschaftlichen Druck ermöglicht und interdisziplinäre Teams zusammenstellt. Länderübergreifend und unabhängig vom jeweiligen Mediensystem lassen sich drei externe Schlüsselfaktoren für Innovationen im Journalismus ausmachen: Technologie, gesellschaftlicher Wandel und Veränderungen in der digitalen Medienwelt. Und: Die Studie bestätigt einmal mehr wie durch ein Vergrößerungsglas, dass Journalismus in erster Linie ein öffentlicher Dienst und nur eingeschränkt ein ökonomisches Gut ist, was insbesondere für jene Innovationen gilt, die die Rolle des Journalismus in einer demokratischen Gesellschaft stärken. Der Aufsatz ist kostenlos im peer-reviewed Journal „Media and Communication“ zugänglich.

Vortragsvideo: Innovationen im Journalismus

Was genau sind die wichtigsten Innovationen, die den Journalismus im letzten Jahrzehnt geprägt haben? Welche Faktoren begünstigen oder behindern Innovationen, und welche Auswirkungen haben sie auf die Funktion des Journalismus in demokratischen Gesellschaften? Um diese Fragen ging es in einem großen Forschungsprojek #JoInDemoS mit insgesamt 24 Journalismusforschern aus fünf Ländern (Journalism Innovation in Democratic Societies). In diesem kurzen Vortrag haben Maike Körner und ich einige der wichtigsten Erkenntnisse vorgestellt und diskutiert. Im Video sind 20 Minuten Vortrag und 30 Minuten Rückfragen und Diskussion enthalten. Organisiert vom Team „Science Journalism in the Digital Age“ und moderiert von Dr. Leonard Novy.

Zum Vortragsvideo: https://www.youtube.com/watch?v=DYQV28XelIA. Hintergründe zum Projekt: https://innovations-in-journalism.com und https://fordoc.ku.de/id/eprint/2779/.

Internationale Studie erschienen: Innovationen im Journalismus

Über Innovationen wird viel geredet. Aber was ist das überhaupt und sind Innovationen im Journalismus in allen Ländern gleich oder ähnlich? – Bei unserem Forschungsprojekt „JoIn-DemoS“ (Journalism Innovations in Democratic Societies) arbeiten 20 Wissenschaftler*innen aus fünf Ländern zusammen. Nun ist unser erster länderübergreifender Aufsatz erschienen: Wir haben die Ergebnisse unserer ersten Teilstudie zusammengefasst, in der wir zunächst herausfinden wollten, welche Innovationen im Journalismus in verschiedenen Ländern überhaupt als relevant eingeschätzt werden. Mehr als 1.000 Innovationen konnten identifiziert und zu 50 Clustern zusammengefasst werden. Unterschiede haben sich zwischen allen Ländern ergeben – egal ob in ähnlichen Mediensystemen wie in D, A oder CH oder in unterschiedlichen wie im Vergleich mit Spanien oder UK. Aber: „Some innovations were ranked high everywhere including data journalism, collaborative and investigative networks, audience participation, journalism in social media and the establishment of paywalls“. Der Aufsatz ist kostenlos im peer-reviewed Journal „Journalism and Media“ zugänglich.

Publikationen zu Künstlicher Intelligenz im Journalismus

Seit gut einem Jahr beschäftigen wir uns am Lehrstuhl mit dem Thema „Künstliche Intelligenz im Journalismus“. Teile des Lehr- und Forschungsprojekts waren und sind Kooperationen mit Redaktionen wie z.B. BR und Spiegel, ein Fellowship mit dem KI-Campus oder Kurzvorträge und Impulse z.B. beim Deutschen Presserat. Inzwischen sind ein paar kürzere und längere Beiträge dazu erschienen, die – so hoffen wir – lesenswert für alle sind, die noch wenig dazu wissen und einen Überblick wünschen, ebenso wie für diejenigen, die sich schon gut auskennen und auf unsere Systematisierung gespannt sind.
– ein längerer Aufsatz in der wissenschaftlichen Zeitschrift Journalistik: „Künstliche Intelligenz als Assistenz. Bestandsaufnahme zu KI im Journalismus aus Sicht von Wissenschaft und Praxis“
– eine Reflexion unseres Lehrprojekts im Masterstudiengang Journalistik in Kooperation mit dem KI-Campus: „Künstliche Intelligenz im Journalismus: Systematisierung, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven aus einem Lehrforschungsprojekt
– ein kurzer Blog-Beitrag beim KI-Campus: „KI als Anwendung im Journalismus: zwischen Misstrauen und Aufklärung“ 

Ergänzung: You Tube-Aufzeichnung des Vortrags „KI und Journalismus“ zusammen mit Michael Graßl am 24. Mai 2022 im Bayern Lab Eichstätt.

Studie erschienen: Innovationslabore 2.0 als Motor der Transformation

Sie heißen SWR X Lab, HH Lab, WDR Innovation Hub, DW Lab oder ida (MDR/ZDF) – und sie sind Motor für Innovation und Transformation des Journalismus: Innovationslabore in Medienunternehmen. Unsere Studie zur zweiten Generation dieser Labs ist jetzt als open access-Aufsatz mit kostenlosem Zugang erschienen. Die ersten Labore begannen in vielen Ländern vor rund zehn Jahren. In jüngerer Zeit baut eine neue Generation auf den Erfahrungen der ersten Labore auf. Unser Beitrag untersucht, welche Learnings die Lab-Mitglieder im Vergleich zu den Pionieren der ersten Generation gemacht haben. Die explorative Studie konzentrierte sich auf fünf Labs in Deutschland. Ein Entwicklungssprung zeigt sich in den vielfältigen Bemühungen der Labormitarbeiter, nicht mehr in ihrem Laborumfeld zu verbleiben, sondern als Innovationsmotor für die Transformation ihrer Medienorganisation zu wirken: durch Wissenstransfer, Weitergabe neuer Ideen und Ansätze durch Fortbildung, umfassende und transparente Innovationskommunikation, agile Projektbegleitung und Personalrotation. Die Innovation Labs 2.0 setzen auf einen Prozess des ständigen Lernens und der dynamischen Veränderung.

Video-Gesprächsreihe: Fake und Fakt im Bild

Die Bayerische Akademie der Wissenschaften hat eine sehr interessante Gesprächsreihe per Video aufgezeichnet: Es geht um die Macht, die Bilder und Videos haben, Wirklichkeit zu konstruieren und dabei Kontexte und Narrative zu schaffen – um Strategien der Beglaubigung, aber auch der gezielten Desinformation. Ich durfte mich beteilgen und den Social Media-Experten Stefan Primbs sowie Professor Michael Seadle (Humboldt-Elsevier Data & Text Centre, Berlin) interviewen – und Professor Christoph Neuberger hat mich interviewt. Außer diesem Themenblock zum Journalismus gibt es in der Video-Reihe eine Fülle von Informationen und Inspirationen zur Zeugenschaft von Bildern im digitalen Wandel, zu Bilderkrisen und Bildkritik. https://faktizitaet.badw.de/veranstaltungen/fake-und-fakt-im-bild.html

Digitales Buch zur Neujustierung der Journalismusforschung

Zusammen mit Jonas Schützeneder und Nina Springer habe ich den Sammelband zur Jahrestagung 2019 der Fachgruppe Journalistik/Journalismusforschung in Eichstätt herausgegeben. Er ist im Dezember 2020 unter dem Titel „Neujustierung der Journalistik/Journalismusforschung in der digitalen Gesellschaft“ als Proceedings der DGPuK erschienen und unter diesem Link frei zugänglich. Relevanz und Fülle der Journalismusforschung sind in den letzten Jahren international enorm gestiegen. Mit neuem Selbstbewusstsein rückt sie einen ganzheitlichen Ansatz zur Erforschung und Analyse des Journalismus in der Gesellschaft in den Mittelpunkt. Die Entwicklungen werfen einen neuen Bedarf an Selbstreflexion auf. All dies wird in den zwölf Beiträgen des Bandes aufgegriffen.

Internationales DFG-Forschungsprojekt zu Innovationen und Qualität im Journalismus

1,3 Mio. Euro für die Journalismusforschung: Zusammen mit Andy Kaltenbrunner, Matthias Karmasin (Wien) und Vinzenz Wyss (Winterthur) und Jose A. García Avilés (Elche/Spanien) dürfen mein Team und ich ab Herbst drei Jahre lang aufwendig forschen. Wie beeinflussen Innovationen im Journalismus die Qualität von Berichterstattung und damit die Öffentlichkeit in der demokratischen Gesellschaft? – Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt mit dem Titel „Innovationen im Journalismus in demokratischen Gesellschaften: Index, Einfluss und Voraussetzungen im internationalen Vergleich“ mit gut der Hälfte des Budgets. In A und der CH finanzieren der österreichische Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) und der Schweizerische Nationalfond (SNF). Insgesamt werden ab Herbst 2020 mehr als ein Dutzend Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in diesem Projekt tätig sein. Träger dieser Forschungsarbeit sind neben der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in der Schweiz und das CMC-Institut an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Alpen-Adria-Universität sowie die Forschungsgesellschaft Medienhaus Wien in Österreich. Die Forschungserkenntnisse sollen international Orientierungshilfe und Ratschläge sowohl für die Medienpolitik als auch für die Organisation von Medien und Redaktionen anbieten, um Innovationen zu befördern, die die Qualität des Journalismus und seine Rolle in der Gesellschaft stärken.
Hier die Beschreibung des Projekts und der Projektpartner auf der DGF-Website.

Journalismus in der Krise: Analyse der Corona-Berichterstattung

Mein geschätzter Schweizer Kollege Vinzenz Wyss hat – genauso wie ich – in den vergangenen Tagen und Wochen die Corona-Berichterstattung beobachtet, und auch er wurde in Interviews befragt. Wir haben jetzt unsere Beobachtungen, Antworten und Einschätzungen in einer gemeinsamen Analyse zusammengefasst und erweitert – auch vor dem Hintergrund journalismustheoretischer Überlegungen. Uns geht es darum, kritische Denkanstöße zu geben, weil wir denken, dass gerade jetzt im Auge des Orkans ein Blick auf den Journalismus von außen wichtig ist.
Nachtrag am 31. Juli 2020: Eine Inhaltsanalyse des fög (Uni Zürich) liefert nun erstmals im deutschsprachigen Raum empirisch fundierte Erkenntnisse. Die Studie zeichnet insgesamt ein tendenziell positives Bild der Berichterstattung, aber die von uns monierten Mängel werden bestätigt: vgl. meinen Beitrag dazu in der Medienwoche.